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Smartphone und Co.

Mittags um 12 Uhr. Mama kommt nach Hause, Kinder bereits da. Mama sagt: «Halloo!» Türe war offen, Schulrucksäcke stehen in der Ecke. Mama ruft nochmals: «Halloooo!» Nix, …. nur die Hunde bellen. Mama geht nach oben, Kinder liegen mit dem Tablet im Bett. Wohl verstanden, Mama hat nur 10 Minuten Verspätung und bringt das Mittagessen auch noch gleich mit. Keine Rabenmutter. Aber ja, sie ist zu spät. Kinder freuen sich immer, wenn sie zu spät kommt. Wir wissen weshalb.

Ich denke wir sind eine durchschnittliche Familie. Handys, Tablets, Computer und die ständige Erreichbarkeit sind Teil meines Jobs als freischaffende Hebamme. Es läuft eigentlich alles über WhatsApp, Nachrichten, Signal, Messenger oder Mail. Von der Gaggiwindel bis zur Brustentzündung bekomme ich alle möglichen Fragen inklusive Bild auf verschiedenen Kanälen geliefert. Es kann sehr beruhigend sein für eine frischgebackene Mutter, wenn sie schnell ein Bild schicken kann und eine Minute später die Antwort auf ihr Frage kriegt. Ich selbst gehe nirgendwo hin ohne Smartphone und ich denke, ich bin da in bester Gesellschaft.

Meine Tochter ist in der fünften Klasse und seit ein paar Wochen haben einige Smartphone-Besitzerinnen dieser Klasse einen Klassenchat ins Leben gerufen. Da unsere Kinder bis zur Oberstufe kein Smartphone erhalten werden, darf sie auf meinem Handy am Klassenchat teilnehmen. Ich lese ihre Nachrichten nicht, weil es eigentlich ausser «ok», «ha ha» , «Mathe ist langweilig», «Jo voll easy», Tierbildern und Smileys nicht viel zu lesen gibt. So ein Chat kann sagenhafte 560 Nachrichten enthalten und da ich nicht mehr 10 Jahre alt bin und anders funktioniere, werde ich mich hüten, mein moralisches Korsett über die Vorlieben der Fünftklässlerinnen zu stülpen.

Es ist wie mit allem, alles im Mass. Nur das mit dem Masshalten und dem digitalen Angebot ist nicht so leicht zu handhaben. Ich bin davon überzeugt, dass vor allem kleine Kinder, die schon wissen, wie man das Tablet benutzt, mit ihren Erfahrungen nicht wesentlich in ihrer Entwicklung gefördert werden. Im Gegenteil. Kleinkinder, Jugendliche und auch wir Erwachsenen brauchen wirkliche Erfahrungen im realen Leben. Aber vor allem brauchen unsere Kinder taktile Stimulation und verfügbare Eltern, die nicht selber im digitalen Datenverkehr rumdödeln, sondern zuhören, wenn die Kinder etwas von ihnen wollen.

Es geht darum, den gesunden Menschenverstand einzuschalten, die Zeit auf den digitalen Medien zu beschränken und diese den Kindern nicht per se zu verbieten. Das Smartphone, und damit der Zugang in die grosse weite digitale Welt, hat Vor- und Nachteile, birgt Gefahren und Möglichkeiten und kann als Chance oder Fluch betrachtet werden. Wegdenken können wir uns weder das Smartphone noch den Computer, den Umgang damit aber können wir sehr wohl steuern. Die Medienmündigkeit unserer Kinder ist das Ziel.

Dazu kurz und bündig zusammengefasste Empfehlungen von der Pro Juventute.
https://magazin.projuventute.ch/mediennutzung-und-gesundheit.